Weltweit existieren laut Angaben der Gesellschaft für bedrohte Sprachen etwa 6.500 verschiedene Sprachen. Die sprachliche Verständigung wird in Staaten sehr unterschiedlich geregelt. So sieht die Verfassung der Schweiz beispielsweise vier Amtssprachen vor: Deutsch, Französisch, Italienisch und Romanisch. In Südafrika sind aktuell zwölf Amtssprachen zugelassen. In Deutschland hingegen gibt es nur eine Amtssprache.
Wie in vielen Ländern steigt auch in Deutschland die kulturelle und sprachliche Diversität in der Bevölkerung. Ein Großteil der nach Deutschland zugewanderten und geflüchteten Menschen ist nicht mit Deutsch als Muttersprache aufgewachsen. Nach Angaben des Sozio-ökonomischen Panels (IAB-Migrationsstichprobe) verfügen auch nach über elf Jahren Aufenthalt in Deutschland 37% der Migrant*innen über schlechte bis gar keine Sprachkompetenzen in Deutsch. Diese Zahlen verdeutlichen, dass die Kommunikation in der Amtssprache Deutsch für einen bedeutsamen Teil der Bevölkerung mit zum Teil erheblichen Einschränkungen verbunden ist. Dadurch ist die Möglichkeit der gleichberechtigten gesellschaftlichen und gesundheitlichen Teilhabe deutlich eingeschränkt.
Seit 2005 gibt es in Deutschland das staatliche Integrationsangebot für Sprachkurse. Diese haben in der Regel einen Umfang von 600 Stunden und sind ein wichtiger Baustein der Integrationspolitik. Allerdings kein ausreichender. Denn es gibt immer wieder kommunikative Situationen bei Behörden, sozialen oder gesundheitlichen Einrichtungen, in denen die sprachlichen Kompetenzen von Bürger_innen nicht ausreicht, um das Gesprächsziel zu erreichen.
Um die Hinzunahme von nicht qualifizierten Familienmitgliedern, Freund_innen oder Mitarbeiter_innen zu vermeiden, setzt sich ZwischenSprachen für die Professionalisierung des qualifizierten Dolmetschens im Gesundheits- und Gemeinwesen ein. Wesentliche Säulen in diesem Prozess sind die Förderung der Mindestqualifizierung von Dolmetscher_innen im Gemeinwesen, die Integration qualifizierten Dolmetschens in die kommunikativen Abläufe von Organisationen sowie die Stärkung von Fachkräften in gedolmetschten Gesprächen.
Die unterschiedlichen Forschungsprojekte wurden durchgeführt unter der Leitung der Arbeitsgruppe Psychosoziale Migrationsforschung (AGPM) am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) gemeinsam mit verschiedenen Projektpartner_innen, wie dem Verein SEGEMI Seelische Gesundheit Migration und Flucht, der schweizerischen Interessengemeinschaft für interkulturelles Dolmetschen INTERPRET, der Volkshochschule Hamburg, bikup – Internationale Gesellschaft für Bildung, Kultur und Partizipation, der Diakonie Hamburg und der UKE-Akademie für Bildung und Karriere.
Die wissenschaftliche Konzipierung und Evaluation der durchgeführten Maßnahmen sowie die Veröffentlichung der Methoden und Ergebnisse tragen hoffentlich zur Professionalisierung des qualifizierten Dolmetschens und zur Verbesserung der Versorgung in mehrsprachigen Situationen bei.